Dienstag, 28. Oktober 2014

Wolle fertig - neue rein!

Guten Morgen, ihr lieben!

Nach erfolgreichem Färben, habe ich heute Morgen die Wolle aus dem Färbetopf geholt und zum Baden und Waschen in eine andere Schüssel gelegt. Die Farbe...naja...muss ich mal schauen :) Ist halt schön grün geworden. Da ich noch nicht weiss, ob ich die Wolle für mich nutzen werde, habe ich gleich die nächste Wolle für die Färbung in den Topf geworfen. Und dazu habe ich mal ein paar Farben gemischt. Mal sehen, was dabei rauskommt :D
Fotos von der grünen Wolle kommen später, wenn sie ausgebadet hat.

Montag, 27. Oktober 2014

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider....

Hallo, ihr lieben!

Ich habe es getan! Jawohl! Heute habe ich endlich wieder gefärbt :) Ich konnte mich allerdings nicht so recht entscheiden welche Farbe ich nun nehmen soll. Ich habe mich jetzt für einen Grünton entschieden. Der passt auch sehr gut zu meinen roten Haaren :D Wobei ich ja immer noch nicht weiss, was ich mit der Wolle machen werde...etwas für mich? Etwas für meinen Shop? Oder die Wolle gar als Strang verkaufen? Hmmmm...Fragen über Fragen :)

Rohwolle, bevor ich sie eingelegt hatte


Dann erzähle ich euch noch kurz und bündig, wie ich färbe:

Ich hatte 150gr. ungefärbte Wolle genommen, und sie wie gestern schon beschrieben vorbereitet. Gut, sie hat jetzt ein paar Stunden länger im Essigwasser gelegen. Das macht aber nichts.

Dann habe ich die Färbelösung vorbereitet. Ich färbe, wenn mit Säurebarben, dann mit Ashford. Damit kam ich bis jetzt immer am besten zurecht. Dazu nehme ich ein Einmachglas o.ä. Man kann auch ein leeres Marmeladenglas oder so nehmen. Dann messe ich einen gestrichenen Teelöffel Farbpulver (das reicht für 200gr. Färbegut), fülle das Pulver in das Glas, etwas kaltes Wasser drauf und umrühren. Wenn sich das Pulver aufgelöst hat, dann fülle ich mit warmen Wasser auf.

Ich habe einen großen Färbetopf, indem man auch Stoffe färben kann. Das ist so ein alter Einkochtopf. Den fülle ich soweit mit Wasser, dass die Wolle darin frei schwimmt. Fülle die Wolle aber noch nicht hinein. Erst Wasser, dann Färbelösung.
In der Zwischenzeit nehme ich die Wolle aus dem Essigwasser und drücke sie vorsichtig aus. Nicht wringen! Anschliessend kommt die Wolle in den Kochtopf. Dort gebe ich dann noch 2 Eßlöffel Essig hinzu.



Wolle im Färbesud. Hier kann man sehen, was für einen Topf ich benutze




Wenn die Wolle drin ist, dann vorsichtig umrühren, damit die Farbe auch überall hingelangt. Und dann langsam erwärmen, bis zum Siedepunkt der Flüssigkeit. Ab und zu die Wolle vorsichtig drehen, um Flecken zu vermeiden.
Diese Temperatur 30-40 Minuten halten. Ich lasse sie meistens 40 Minuten drin. Dann das Ganze abkühlen lassen. Das lasse ich dann über Nacht stehen. Je länger die Wolle im Farbbad ist, umso besser ist die Farbe fixiert. Am nächste Tag hole ich die Wolle raus, lege sie in eine Schüssel mit kaltem Wasser mit einem Schuß Wollwaschmittel. Ich lasse es 15 Min. ca. ruhen, dann spüle ich es in der Schüssel aus. Nicht unter fliessendem Wasser, da Wolle schnell verfilzen kann. In der Schüssel wechsel ich 2-3 Mal das Wasser. Dann bin ich fertig! Die Wolle wird dann nass zum trocken aufgehängt.

Das ist jetzt meine Art Wolle zu färben und ich bin immer gut damit gefahren :) Sollte es Bedarf für eine genaue Anleitung geben, dann kann ich diese auch mal hier reinschreiben. Auch, was man noch alles an Utensilien benötigt.

So, das war es dann für heute von mir! Wünsche euch noch einen schönen Abend :) Eure Karine

Sonntag, 26. Oktober 2014

One pot pasta - oder was sonst!?

Hallo ihr lieben!

Da bin ich mal wieder :) Nachdem ich ja ein paar Tage nichts mehr habe von mir hören lassen, melde ich mich jetzt mal wieder bei euch. Es war jetzt ein bisschen stressig hier und ich bin zu nichts mehr gekommen. Jetzt dachte ich, dass ich mal wieder etwas färben könnte...

Ich werde als Erstes mal wieder meine Säurefarben rauskramen. Damit habe ich schon sehr lange nichts mehr gemacht. Kann man das Färben verlernen? :D Ich glaube nicht!
Für den Anfang habe ich eine schöne, etwas dickere Wolle genommen. Lauflänge habe ich gerade leider nicht zur Hand. Die wird aber kommen, wenn ich fertig gefärbt habe.

So, dann habe ich jetzt mal mit den Vorbereitungen anfangen. Sieht aus, als gäbe es heute bei Fam. B Spaghetti, oder? ;)



Hier sind 150gr. Wolle in einer Schüssel voll Wasser. Die Wolle sollte auf jeden Fall darin schwimmen und bedeckt sein. Und dazu gab es einen guten Spritzer ganz normalen Branntweinessig (ich nehme immer den billigsten, den es gibt). Das sollte jetzt mind. 4 Std., am besten noch über Nacht drin bleiben.

Mehr gibt es dann morgen...wünsche euch noch einen schönen Reststonntag! Eure Karine





Montag, 20. Oktober 2014

Irgendeine Wolle?!

Hallo, ihr Lieben!

Da ich im Moment noch nicht wieder dazu komme zu färben oder zu spinnen, schreibe ich noch ein bisschen über die Rohstoffe. Vielen ist es ja vollkommen egal, womit sie handarbeiten. Ob es jetzt Polyester ist, ob es ein Mischgarn ist, ob es 100%Wolle ist. Und, wenn es reine Wolle ist, wo sie herkommt.

Ich achte z.B. sehr darauf, keine Wolle aus Australien oder Neuseeland zu nehmen. Warum, werden sich sicher viele fragen....das kann ich euch ganz genau sagen :)

Schon einmal was von Mulesing gehört? Hierbei werden die Hautfalten um den After, Schwanz und Vulva ohne Betäubung herausgeschnitten. Die Wunden werden danach nicht weiter behandelt, sondern müssen so abheilen. Die dort entstehenden Narben bleiben unbewachsen. Dort wächst keine Wolle mehr.
In Australien und Neuseeland ist es sehr weit verbreitet. Es wird gemacht, damit die Schafe dort nicht von Fliegenmaden befallen werden (auch Myiasis genannt) .

Hier sind die starkbewollten Merinoschafe betroffen, da dort ein sehr gutes Klima in der Wolle vorherrscht, wo sich die Maden gut vermehren können. Das "Mulesing" ist eine grauenvolle und schmerzhafte Angelegenheit für die Tiere. In Deutschland z.B. ist es verboten. Bei zu starker Verschmutzung in dieser Region wird die Wolle entfernt, aber die Haut bleibt dabei unverletzt.

Es gibt wohl schon Alternativen in der Entwicklung und diese sollten auch vorrangetrieben werden. Ein Mittel ist entwickelt worden, welches man auf die betroffenen Stellen gibt und somit die Faltenbildung und das Wollwachstum verhindert wird. Auch soll es einen Clip geben, mit dem man die zu entfernende Haut einklemmt, damit sie dann abstirbt. Ob diese Methode allerdings viel besser ist als Mulesing muss noch geprüft werden.
Im Gespräch sind ausserdem Insektizide. Aber der beste Ansatz ist meiner Meinung nach, die Züchtung von Schafen die im Afterbereich weniger stark bewollt sind.

Vielleicht regt euch das ein wenig zum Nachdenken an. Und beim nächsten Woll-Einkauf achtet ihr vielleicht darauf, ob eure Wolle aus Australien oder Neuseeland kommt oder nicht.

Ich poste extra keine Fotos in meinem Blog, weil es wirklich keine schönen Fotos sind. Aber wen es interessiert, der kann einfach mal in der Google-Bildersuche "Mulesing" eingeben...








Quellen:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Mulesing
www.tierschutzbund.de
 

Sonntag, 12. Oktober 2014

Schafwolle - ein wunderbarer Rohstoff

Ich möchte euch mal ein bisschen über Schafwolle erzählen. Viele tragen es als Bekleidung, Socken oder haben Decken aus Wolle. Viele Frauen (auch Männer ;) ), die handarbeiten, benutzen diese tagtäglich. Doch habt ihr euch mal Gedanken darüber gemacht, was für ein toller Rohstoff Wolle eigentlich ist? Und was sie alles kann?
Wahrscheinlich ergeht es euch da genauso wie mir und man geht regelmässig damit um und macht sich keinerlei Gedanken darüber. Gut, oftmals ist es ja noch nicht einmal Wolle. Die tollen Wollsocken, die man in bestimmten Billigläden kaufen kann, auch die Wolle, die man dort kaufen kann. Genauso ist es mit Wollpullovern, -jacken, -mützen, -schals und -handschuhe. Macht euch einfach mal die Mühe und schaut mal auf das Etikett :) In den allermeisten Fällen ist, wenn überhaupt, 25% richtige Wolle dabei.

Wolle ist ein nachwachsender Rohstoff, was schonmal sehr wichtig ist. Sie wird nachweislich seit 3000 Jahren v.Chr. verwendet. Schafe, aber auch Kaschmirziegen, Kamele und Alpakas dienen der Wollgewinnung. Dazu werden die Tiere geschoren oder ausgekämmt.
Alpakawolle hält die Wärme fünfmal besser als Schafwolle. Bereits die Vorfahren der Inkas nutzten die Wolle der Alpakas, und auch heute noch gilt Alpaka als ein sehr hochwertiges Garn.

Wolle hat eine natürliche Thermoregulations Eigenschaft. Sie kann im Inneren Wasser aufnehmen, die Oberfläche stösst das Wasser jedoch ab. Schafwolle kann bis zu 33% ihres trockenen Gewichtes an Wasser aufnehmen, ohne, dass sie sich nass anfühlt. Sie leitet auch die Feuchtigkeit schneller ab, als z.B. Baumwolle. Wollkleidung ist auch ein guter Wärmeisolator, da sie bis zu 85% aus Luft bestehen. Körperwärme kann nur wenig entweichen. Deswegen sagt man, dass Wolle besonders gut wärmt, aber eigentlich reflektiert die Wolle selbst nur die Wärme des Körpers.

Wolle ist eine elastische Faser und knittert kaum. Sie nimmt schlecht Schmutz an. Ausserdem ist sie sehr farbbeständig und schwer entflammbar. Sie brennt nicht. Im Gegensatz zur Kunstfaser nimmt sie wenig Gerüche an und hat eine Selbstreinigungsfunktion. Wenn man Wolle zum Lüften raushängt, dann riecht sie nach kurzer Zeit wieder neutral und frisch.

Die Talgdrüsen der Schafe produzieren während des Wollwachstums das körpereigene Fell "Lanolin". Dieses Lanolin bindet die Haare aneinander und umschliesst jedes einzelne Haar, so, dass keine Feuchtigkeit an die Haut gelangt. Die Schafwolle ist ausserdem auch antibakteriell und sehr elastisch. Das liegt daran, dass im Inneren des Haares sich zwei unterschiedliche Fasern befinden, die leicht miteinander verzwirnt sind. Aber beide unterscheiden sich von der Feuchtigkeitsaufnahme her. Die eine quillt stärker auf als die andere. Da aber beide miteinander verbunden sind bewegen sie sich ständig. Das wird auch als Bimetalleffekt bezeichnet.

Was kann man also abschliessend über die Wolle sagen? Man kann sie leicht reinigen, sie ist atmungsaktiv, feuchtigkeitsaufnehmend, wärmehaltend, dazu auch noch schmutz- und wasserabweisend. Sie gleicht die Temperatur aus, ist nahezu knitterfrei.
Und das Beste: es ist ein nachwachsender biologischer und ökologischer Rohstoff.
















Quellennachweis:
www.wikipedia.de  
https://chemiezauber.de
www.weltderwolle.de
www.werdenfelser-schafwolle.de

Mittwoch, 8. Oktober 2014

WPI-Schablone

Ich wollte noch etwas zu meinem letzten Post ergänzen! Man kann natürlich ein schödes Lineal nehmen, um die wpi zu ermitteln. Oder man bastelt sich eine Schablone selbst. Da hatte ich mal ein nettes Video zu gefunden:





Oder man kauft sich schlichtweg eine fertige Schablone von der Fa. Ashford. Diese habe ich übrigens auch. Damals war mir noch nicht so ganz klar, dass ich das Problem auch anders lösen kann ;)

Quelle: www.wollschaf.de



Diese tolle Schablone kann man u.a. bei Wollschaf bestellen.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Welche Lauflänge hat meine Wolle eigentlich?

Wer kennt das nicht? Man möchte gerne etwas stricken, findet dann auch nach etlichem Gesuche die passende Wolle im Riesen-Stash Zuhause, und was ist? Die Banderole fehlt oder ist unleserich!
Oft lese ich auch in Foren/Gruppen, dass Wolle im Ausland gekauft wird, wo keine Angaben draufstehen. Da sind dann viele Strickerinnen leicht überfordert. War ich auch immer! So ist das ja nicht ;)

Aber es gibt Abhilfe!Hier in Deutschland (und auch noch in anderen europäischen Ländern) wird Wolle anhand ihrer Lauflänger abgeschätzt. Was aber eigentlich ziemlich schwachsinnig ist. Denn je nach Material und Zwirnung können zwei Garne mit der selben Lauflänge eine ganz unterschiedliche Dicken und auch eine völlig unterschiedliche Maschenprobe haben. Ein Baumwollgarn mit 150 m Lauflänger auf 50m ist deutlich dünner als ein Kaschmirgarn der gleichen LL (=Lauflänge). Daher hätten die beiden Garne, für das gleiche Strickstück, völlig unterschiedliche Maschenproben. Tja, und einfach ein Garn durch ein anderes mit gleicher LL zu ersetzen kann auch schonmal ganz böse ins Auge gehen ;)
Auch nach den Angaben auf den Banderolen kann man nicht immer gehen. Da ja die Strickfestigkeit bei jedem anders ist. Der eine Hersteller setzte auf extrem lockeres Gestrick und der andere eben auf festeres Gestrick.

Nun gibt es da in den USA das SYW=standard weight system. Da werden die Garne nach ihrer tatsächlichen "Dicke" unterteilt. Wenn ihr auf die Tabelle weiter unten schaut, dann könnt ihr sehen, dass jeder Garnstärke ein Maschenzahlbereich vom 10cm (4 inc=10,16cm), sowei ein empfohlener Nadelstärkenbereich beigefügt ist. Da finde ich es viel einfacher eine Wolle durch eine andere zu ersetzen. Denn zwei Lace-Garne sind immer gleich dünn, mit ganz kleinen Unterschieden. Und da ist es auch egal wie sie verzwirrnt sind oder welches Material sie haben.

Quelle: www.yarnstandards.com

Wie man auf der Tabelle sehen kann, gibt es z.B. fingering, lace, sport, dk oder bulky. Aber wie funktioniert das jetzt? Wie finde ich heraus, ob mein Garn fingering oder sport ist?
Dazu gibt es die WPI-Methode. WPI bedeutet: wraps per inch. Dazu nehme ich ein Lineal und wickel das Garn gleichmässig darum. Nicht zu fest, aber auch nicht zu locker. Die einzelnen Fäden sollten direkt nebeneinander liegen, ohne Lücke.  So, und nun zählt man wie oft rumgewickelt wurde auf einen Inch, also 2,54cm. Umso dünner ein Garn, umso mehr Wicklungen habe ich nebeneinander.
Und dann schaut man in einer Tabelle nach zu welcher Kategorie die Wolle gehört.
Es gibt im Internet jede Menge solcher Tabellen. Ich habe hier die Tabelle von Ravelry genommen.

Quelle: www.ravelry.com


Ich finde es ganz praktisch, wenn ich z.B. Anleitungen kaufe, die nicht aus Deutschland sind. Da stehen oft Garne drin, die man hier nicht bekommt. Dann gehe ich hin und schaue z.B. bei Ravelry nach in welche Kategorie das angegebene Garn hat. Ja, das Internet hat schon so seine Vorteile ;)









Mittwoch, 1. Oktober 2014

Naalbinding Teil 2



Es ist zum Teil sehr schwierig Gestricktes und Nadelgebundes zu unterscheiden. Insbesondere für Nicht-Handarbeiter. Auch für „Experten“ ist es jedoch nicht einfach, da z.B. der koptische Stich und der Tarim-Stich dem gestrickten Stück sehr ähneln. Deswegen wurden auch viele archäologische Funde falsch eingeordnet, so, dass sich in fast jeder Publikation eine andere Zeitangabe für das gleiche Fundstück findet. Allerdings sind die antiken und frühmittelalterlichen Fundstücke aus Ägypten eindeutig als Nadelgebunden identifiziert.

Es gibt beim Nadelbinden unzählige verschiedene Sticharten. Ich kenne die meisten überhaupt nicht, bin aber gerade dabei mich damit auseinanderzusetzen. Daher wird es demnächst mehr zu dem Thema „Verschiedene Sticharten“ geben.
Was ich schon herausgefunden habe, ist, dass die meisten Stiche wohl Freihand, mit verschiedenen Schlaufengrößen (Daumenfangmethode) arbeiten lassen. Je nach Garnstärke, Schlaufengröße und Arbeitsrichtung kann derselbe Stich jedes Mal anders aussehen und andere Strukturen aufweisen. Vom Netz, über Teppich kann alles hergestellt werden.

Diese Technik gibt es bis heute noch. In den Skandinavischen Ländern gibt es noch Menschen, die diese beherrschen. Und sogar hier in Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, soll es noch ältere Menschen geben, die Naalbinding in der Kindheit erlernt haben.
Diese Handarbeitsform wurde aus industriellen Gründen von Häkeln und Stricken verdrängt und ist weitgehend unbekannt. Daher konnten auch erste Gewebefunde nicht eingeordnet werden. Die meisten Archäologen sehen die Technik heute noch als ausgestorben an. Deswegen sind die meisten Sticharten nach den Orten benannt, wo zum ersten Mal ein Fundstück in dieser Stichart gefunden wurde.


Naalbinding Nadel aus Holz

Sonntag, 28. September 2014

Naalbinding - der kleine Unterschied

Und hier dann noch zur Ansicht. Einmal ein glatt rechts gestricktes Stück und das Stück eine "genadelten" Socke. Da kann man ganz gut den Unterschied zwischen Gestricktem und Naalbinding sehen. Den Unterschied zu Gehäkeltem zeige ich euch dann auch noch.


Gestrickt, glatt rechts

Teil einer Socke, nadelgebunden

Naalbinding Teil 1



Wenn ich irgendwo im Wartezimmer sitze oder woanders warten muss, dann packe ich meistens mein Strick- oder Häkelzeug aus. Oft werde ich dann komisch angesehen, weil die meisten Leute finden, dass Handarbeit altmodisch ist. Das sind ja Techniken, die man im Mittealter verwendet hat. Tja, leider falsch gedacht! Solange wie die meisten Leute denken, gibt es Häkeln und Stricken noch gar nicht. Erst Ende des 13. Jhd. kam das Stricken nach Mitteleuropa – Nordeuropa sogar noch viel später – und wurde auch zu dieser Zeit nur für dekorative Dinge genutzt. Z.B. um Schriftzüge einzuarbeiten oder für Schutzsymbole. Erst im 15. Jhd. wurden tatsächlich gestrickte Kleidungsstücke gefunden. Und das auch hier nur in den gehobenen Schichten.
Erst während der industriellen Revolution erlangte es seine spätere Bedeutung, da es sich im Gegensatz zu den vorherigen Techniken wesentlich leichter maschinell fertigen ließ. Das Häkeln wurde noch viel später erfunden. Erst um 1800 herum. Wie man sieht, sind Handarbeiten doch nicht so „mittelalterlich“ ;)

Eine dieser alten Techniken, die auch sehr weit verbreitet war, nannte sich Nadelbinden. Das skandinavische Wort dafür ist „Naalbinding“. Für diese Technik braucht man eine Art große Stopfnadel. Diese kann aus Holz, Knochen oder Horn sein.
Auf den Mittelaltermärkten habe ich schon oft gehört, wie dort von „Wikinger-Stricken“ gesprochen wird. Was aber ja nicht richtig ist! Es hat mit Stricken überhaupt nichts zu tun. Die Verarbeitung und auch die Eigenschaften des entstehenden Gewebes sind total verschieden. Außerdem ist diese Technik keinesfalls die Erfindung der Wikinger. Die ältesten Funde von nadelgebundenen Stoffstücken sind über 9000 Jahre alt. Es gibt im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens sogar Nadeln, die über 10.000 Jahre alt sind, und aufgrund ihrer Form mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für Naalbinding genutzt wurden.
Das nadelgebundene Gewebe kann man, im Gegensatz zu gestricktem/gehäkeltem, nicht wieder auftrennen. Das ist natürlich ein Nachteil, wenn man irgendwo einen Fehler entdeckt hat oder das Teil nicht passt. Aber, wenn man etwas ausbessern möchte, dann kann man einfach ein Teil abschneiden und neu annadeln.
Das ist deswegen so, weil bei jedem Stich der ganze Faden durchgezogen wird. Man kann auch nur mit einer bestimmten Länge Faden arbeiten, und, wenn er aufgebraucht ist, dann muss man einen neuen Faden anfilzen. Nicht wie beim Stricken und Häkeln, wo man mit einem fortlaufendem Faden arbeiten kann.
Es dauert natürlich so auch länger ein Kleidungsstück herzustellen, aber dafür sind sie länger haltbar.